Rezension: Die
Botschaft der Säulen
Erstveröffentlichung:
Kalle Anka & Co 01/1995, 2. Januar 1995 (Schweden)
Originaltitel:
The Treasury of Croesus Deutsche
Veröffentlichungen in: Micky Maus 02-04/1995, Onkel Dagobert 16,
Donald Duck Sonderheft 205
D.U.C.K.-Widmung:
Die Widmung befindet sich im ersten Bild in den Schaumblasen, ein
paar Millimeter schräg links unten neben dem Geldspeicher.
Story:
Um Donalds unbedachte
Äußerung, Dagobert sei nur "fast so reich wie Krösus"
zu widerlegen, geht dieser mit ihm und den Kindern in die
Krösus-Wander-Ausstellung, die sich zur Zeit in Entenhausen befindet. Hier will
Dagobert ihnen
zeigen, dass Krösus nicht annähernd so viel Geld hatte wie er.
Im Museum stoßen die Ducks auf Inschriften auf einem Säulenbruchstück, das
einst zu Krösus' Tempel gehörte. Da die Inschrift nicht komplett ist, aber zu
Krösus' größtem Schatz führen soll, steckt sich Dagobert ein Ziel: Alle
Bruchstücke aufzuspüren und den alten Tempel von Krösus wieder zu
errichten!
Doch im Wettrennen um den Schatz hat er einen Widersacher: Der Leiter der
Krösus-Ausstellung, Professor von der Suhle spioniert den Ducks hinterher - doch
aus welchen Motiven?
Meinung:
Bei
"Die Botschaft der Säulen" handelt es sich um eine von jenen Geschichten
Don Rosas, in denen er dem Leser ein Stück Geschichte vermittelt. Don nimmt
eine Fülle historischer Details und verbindet sie mit der fiktiven
Geschichte rund um die Ducks. Wie auch in "Auf der Suche nach der verlorenen
Bibliothek" oder
"Die Karten des Christoph Kolumbus" macht das einfach großen Spaß, da die
Handlung authentischer wirkt - nicht an den Haaren herbeigezogen, wie andere Storylines
des Öfteren. Man hält die Geschichte für glaubwürdiger
und kann besser in die Handlung eintauchen.
Damit aber nun kein trockener Geschichtslehrgang daraus wird, hat Don viele
Gags in die Geschichte eingebaut - den Running Gag mit Donalds schrecklichem
Gesang, (positiv) verwirrende Details im Hintergrund, Slapstick, oder einfach
amüsante Dialoge. An den grundsätzlichen Arten von Komik hat sich nichts
geändert... warum auch?
Der Zeichenstil ist qualitativ wie der der SLSM-Reihe, da "Die Botschaft der
Säulen" gerade einmal ein Jahr später erschienen ist. Ob der Zeichenstil
Rosas anschließend noch viel besser wurde, ist eine Frage des Geschmacks. Mir
persönlich z.B. gefallen insbesondere die Neffen aus den Mittneunzigern besser als
gegen Ende. (Die Augen sind mittlerweile weiter auseinander, und wirken immer
ein wenig geistesabwesend.)
Die Charakterzeichnung in "Die Botschaft der Säulen" ist besonders
hervorzuheben: Durch seine Handlungen gerade zum Schluss der Geschichte - ich
möchte nicht alles verraten, falls jemand die Geschichte noch nicht gelesen hat
-
wirkt Dagobert ein ganzes Stück menschlicher. Unterstützend wirkt hier eine
Zeitlupen-Bilderfolge dramatischen Geschehens, ähnlich solchen in Mangas oder den
Zeitlupenszenen aus Filmen. Auch der Part des Gegenspielers ist keineswegs
blass. Sobald man die Motive des Ausstellungsleiters versteht, fühlt man mit
ihm mit. Der Mann hat Schwächen, Gefühle und ist stolz auf sein Land, die
Türkei - nicht der typische gierige Mac-Moneysac-Klon, wie man ihn oft
vorgesetzt bekommt. Auch nicht uninteressant sind die Parallelen zwischen den Ducks und
antiken Gestalten wie Krösus und Midas, die von den Charakteren angestellt
werden.
Fazit:
Je nachdem, wie sehr man die Geschichtslektüren Don Rosas zu schätzen weiß,
beeinflusst das natürlich den Spaß, den man mit "Die Botschaft der Säulen"
hat. Ich persönlich weiß sie sehr zu schätzen, und bin der Meinung, dass Don
auch seine restlichen Stärken, nämlich Humor und detaillierte Zeichnung, nicht
vernachlässigt hat. Von meiner Seite aus gibt es nur einen richtigen
Kritikpunkt: Nüchtern betrachtet ist die Gesamthandlung an und für sich nicht
sehr umfangreich - aber gut ausgearbeitet.
Fabian König |